1968
Bei den olympischen Spielen 1968 in Mexico City ging der Medaillenregen weiter. Gary Anderson stellte mal wieder seine Extraklasse im Schießsport unter Beweis. Er gewann in der Disziplin „Freies Gewehr Dreistellungskampf 300m“ mit 1157 Ringen Gold und stellte damit einen olympischen Rekord auf. Der Tschechoslowake Jan Kůrka holte sich mit 598 Ringen die Goldmedaille samt Weltrekord in der Disziplin „Kleinkaliber liegend 50m“. Ein Jahr später besuchte Kůrka Dieter Anschütz in seinem Werk in Ulm.

Jan Kůrka (2.v.r.) bei seinem Besuch bei ANSCHÜTZ mit Dieter Anschütz (2.v.l.), 1969
Zu guter Letzt vergoldete sich der deutsche Bernd Klingner seine Reise nach Mexico. In der Disziplin „Kleinkaliber Dreistellungskampf 50m“ triumphierte er mit 1157 Ringen vor dem Amerikaner John Writer mit 1156 Ringen. Ein Weltrekord durfte auch hier nicht fehlen: Im Kniendanschlag erzielte er 396 von 400 Ringen. Damit gingen wie schon 1964 alle mit einem Kleinkalibergewehr möglichen Goldmedaillen an ANSCHÜTZ-Schützen.

Bernd Klingner legt im Liegendanschlag das Fundament für seine Goldmedaille, 1968

Dieter Anschütz (links) unterhält sich in Mexico-City mit dem olympischen Goldmedaillengewinner Peter Kohnke (2.v.r.) und seinem Teamkollegen Bernd Klingner (rechts), der später selbst Gold gewann, 1968
Ende 1968, anlässlich eines Betriebsfestes in der Ulmer Donauhalle, wurde der vierte Generationenwechsel vollzogen. Rudolf und Max Anschütz gingen in den wohlverdienten Ruhestand und übergaben die alleinige Geschäftsführung an Dieter Anschütz, Max‘ ältestem Sohn. Seine wichtigsten Aufgaben sah er in der Rationalisierung der Fertigungsabläufe, die Kapazitäten auszubauen und den Geschäftsumfang zu konsolidieren sowie die Leistungsfähigkeit der Firma an den sich ständig ändernden Markt anzupassen.

Dieter Anschütz (links) übernimmt die alleinige Geschäftsführung von Max (Mitte) und Rudolf Anschütz (rechts), 1968

Zu ihrem Ruhestand erhielten Max und Rudolf Anschütz je ein Ölgemälde von der ANSCHÜTZ-Belegschaft, 1968
Seine Übernahme der Geschäftsleitung nahm Dieter Anschütz auch zum Anlass, die ANSCHÜTZ-Ehrennadel in Gold einzuführen. Bei der Vielzahl an hervorragenden Schützen, war es nicht einfach Bedingungen zu stellen, die zur Verleihung der Ehrennadel erforderlich sein sollten. Da diese Art der Ehrung etwas Besonderes sein sollte, wurden nur Weltmeister, Olympiasieger und Welt- und Olympiarekordler, die mit ANSCHÜTZ-Gewehren ihre Erfolge erzielten, mit der Ehrennadel ausgezeichnet. Außerdem wurde sie an jeden Sportler nur einmal verliehen, auch wenn zum Beispiel mehrere Weltmeistertitel gewonnen wurden. Und da mit ANSCHÜTZ-Gewehren viele Titel und Goldmedaillen gewonnen und viele Rekorde aufgestellt wurden, ist Dieter Anschütz‘ Resümee zu dieser Nadel durchweg positiv. Kein anderer Hersteller kann eine vergleichbare Auszeichnung mit so langer Tradition und Prestige vorweisen.

Die ANSCHÜTZ-Ehrennadel in Gold wird seit 1969 verliehen
Trotz der neuen Herausforderungen und Pflichten als Geschäftsführer ließ Dieter Anschütz es sich nicht nehmen, weiterhin mit dem Service-Bus zu internationalen Wettkämpfen zu fahren und die ANSCHÜTZ-Schützen vor Ort zu unterstützen. Der Kontakt zu und das Feedback von den Schützen waren ihm schon immer wichtig gewesen. Außerdem wusste Dieter Anschütz die Wettkämpfe auch zum Austausch mit anderen Persönlichkeiten der Branche zu nutzen.

Dieter Anschütz (3.v.r.) auf der Europäischen Meisterschaft in Pilsen in der Sowjetunion 1969. Ganz links sitzt seine Frau Elfi, rechts Mike Tipa von der amerikanischen NRA.
Bei der Europameisterschaft in Pilsen 1969 passierte etwas Außergewöhnliches: Gary Anderson war kurz nach seiner Heirat mit seiner Frau nach München gekommen um dort am Goethe-Institut Deutsch zu studieren. Dort schloss er sich auch der Königlich Privilegierten Hauptschützengesellschaft München an, um weiterhin am Schießsport teilnehmen zu können. Er bat darum, an der Europameisterschaft in Pilsen teilnehmen zu dürfen und bekam die Erlaubnis. Bei der Eröffnungsfeier und dem Einmarsch der Nationen wurden alle Mannschaften, außer der sowjetischen, mit herzlichem Beifall begrüßt. Der Prager Frühling im nur 95km entfernten Prag war gerade ein Jahr her, weswegen die russische Mannschaft einen eher kühlen Empfang bekam. Hinter der russischen Mannschaft betrat Gary Anderson das Stadion, der allein die Vereinigten Staaten repräsentierte und mit tosendem Applaus empfangen wurde. Diese Tatsache hatte später sogar ein politisches Nachspiel für den Internationalen Schützenverband, denn fortan durften an den Europäischen Meisterschaften nur noch Europäer teilnehmen.

Der Amerikaner Gary Anderson nahm bei der Europäischen Meisterschaft in Pilsen teil, 1969
Bei den Weltmeisterschaften 1970 im amerikanischen Phoenix konnten ANSCHÜTZ-Schützen wieder einige Medaillen einfahren. So auch Margaret Murdock, die in der Disziplin „Dreistellung Einzel Damen 50m“ Gold gewann und Weltmeisterin wurde. Da sie diesen Titel schon vier Jahre zuvor im deutschen Wiesbaden gewann, war sie die erste Frau, die diesen Titel erfolgreich verteidigen konnte. Eine außergewöhnliche Leistung, die außer ihr bisher nur eine weitere Schützin schaffte. Im Mannschaftswettkampf derselben Disziplin gewann sie mit ihren Mannschaftskameradinnen ebenfalls den Weltmeistertitel.

Margaret Murdock nach der Siegerehrung bei der Weltmeisterschaft in Phoenix, 1970


Die Medaille der Weltmeisterschaft in Phoenix 1970
Durch die vielen nationalen wie internationalen Erfolge sowohl mit Luft- als auch mit Kleinkalibergewehren, wuchs auch die Nachfrage nach ANSCHÜTZ-Gewehren immer weiter. Auf Messen war der ANSCHÜTZ-Stand daher auch immer gut besucht und voller interessierter Schützen. Wer hier einmal ein ANSCHÜTZ-Gewehr in der Hand hatte, gab es meist nur ungern wieder her.

Reinhart Grassdorf, damaliger Vertriebs- und Marketingleiter, zeigt auf der NSGA Messe in den USA einem amerikanischen Ureinwohner die neusten ANSCHÜTZ-Modelle, 1970

Das ANSCHÜTZ Matchluftgewehr 250 wurde ab 1968 gebaut.